Sommer: „Hitze und Klima verschlimmern rheumatische Erkrankungen“ – Urlaubs-Spartipps

In den letzten Jahren sind extreme Temperaturen mit dem Klimawandel zu einer Umweltbedrohung und einer wachsenden Herausforderung für die öffentliche Gesundheit geworden, insbesondere für Millionen von Menschen mit rheumatischen Erkrankungen. „Unsere Patienten sind extrem anfällig für thermischen Stress“, erklärt Andrea Doria, Präsident der SIR, der Italienischen Gesellschaft für Rheumatologie. „Phänomene wie Hitzewellen, erhöhte Luftfeuchtigkeit und Luftverschmutzung können den Ausbruch und die Schübe von rheumatoider Arthritis, Lupus und Gicht beeinflussen und auch zu einer Zunahme der Krankenhausaufenthalte führen.“
„Die Auswirkungen des Klimawandels auf rheumatische Erkrankungen werden so deutlich, dass das American College of Rheumatology kürzlich ein Whitepaper zu diesem Thema veröffentlicht hat, in dem die möglichen biologischen Mechanismen analysiert werden“, betont Gian Domenico Sebastiani, ehemaliger Präsident des SIR. „Hohe Temperaturen stimulieren die Freisetzung entzündungsfördernder Zytokine und erhöhen den oxidativen Stress, was die Symptome vieler Autoimmunerkrankungen verschlimmert. Luftverschmutzung hingegen kann die Epigenetik beeinflussen, d. h. sie kann die Funktionsweise unserer Gene verändern, indem sie diejenigen aktiviert, die Entzündungen oder Autoimmunität auslösen, und so bei anfälligen Personen den Ausbruch rheumatischer Erkrankungen begünstigt.“
Extremereignisse können den Zugang zur Gesundheitsversorgung, die Arzneimittelversorgungskette und die Nahrungsmittelproduktion beeinträchtigen. „Diese Probleme betreffen vor allem die ärmsten Gebiete der Welt“, betont Sebastiani, „aber einige Bedrohungen, die einst auf ferne Gebiete beschränkt schienen, treten nun auch hier auf. Man denke beispielsweise an die veränderte Verbreitung von Insekten, da sie Überträger von Infektionskrankheiten sind, für die Rheumapatienten anfälliger sind. Das West-Nil-Virus, das derzeit besondere Besorgnis hervorruft, stellt eine Gefahr für Menschen mit Rheuma dar, deren Immunsystem durch die Einnahme von Immunsuppressiva geschwächt ist. Das Chikungunya-Virus und die Lyme-Borreliose können reaktive rheumatische Symptome auslösen, die sich dann zu echten chronischen Entzündungskrankheiten entwickeln können. Darüber hinaus verändert das Klima auch das Mikrobiom, also das genetische Material, das „Genom“, von Mikroorganismen, die in Symbiose mit dem Körper leben, was sich auf die Immunmodulation auswirkt. Dies gilt insbesondere für junge Menschen und Kinder, die sich noch in der Entwicklung befinden.“ Der Klimawandel kann durch die Beeinflussung des Immunsystems Veränderungen im Mikrobiom hervorrufen und so die mögliche Entwicklung von rheumatischen Autoimmunerkrankungen beeinflussen.“
Angesichts dieses Szenarios, das durch zunehmend höhere Temperaturen und extreme Wetterbedingungen gekennzeichnet ist, fordert die Italienische Gesellschaft für Rheumatologie die Patienten dringend auf, insbesondere auf Reisen besonders vorsichtig zu sein und einige einfache „Sommersparmaßnahmen“ zu ergreifen.
Der erste Ratschlag von SIR lautet: „Vermeiden Sie Sonneneinstrahlung während der Mittagszeit, tragen Sie Hüte und Sonnenbrillen und verwenden Sie ausreichend Sonnenschutzmittel.“ Das sollte jeder tun, insbesondere aber Menschen mit rheumatischen Erkrankungen. Bei Lupus beispielsweise, so erklären Experten, kann ultraviolette Strahlung Krankheitsschübe auslösen, nicht nur auf der Haut, sondern auch systemisch. „Bei allen Patienten unter medikamentöser Therapie kann die Sonne Lichtempfindlichkeitsreaktionen auslösen. Insbesondere Patienten, die Kortison einnehmen, das die Kollagensynthese hemmt, haben eine empfindlichere Haut: Sonneneinstrahlung birgt das Risiko von Hautschäden durch Gefäßerweiterung. Auch unter einem Sonnenschirm zu sitzen, schützt uns nicht vor den vom Sand reflektierten UV-Strahlen.“
Wichtig sei zudem eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr, so die Rheumatologen weiter, „da man sonst anfälliger für Infektionskrankheiten wird, die für Rheumapatienten sehr gefährlich sind. Darüber hinaus können Stoffwechsel- und Elektrolytstörungen bei dehydrierten Personen akute Gichtanfälle begünstigen. Hohe Temperaturen schädigen den Knorpel und begünstigen zudem Erkrankungen wie Arthrose.“ Während die Feiertage eine Zeit des Genusses seien, „sollten Gichtkranke bedenken, dass einige typische Sommerspeisen wie fetter Fisch und Schalentiere viel Purin enthalten und daher gemieden werden sollten“, warnt die Fachgesellschaft. „Der Verzehr purinreicher Lebensmittel erhöht die Harnsäureproduktion, was einen Gichtanfall verschlimmern oder sogar auslösen kann.“
Rheumapatienten sind anfälliger für Infektionen und die Entwicklung komplizierterer Krankheitsverläufe. SIR empfiehlt daher, sich vor Reisen in bestimmte Länder unbedingt entsprechend impfen zu lassen und sich an Impfzentren zu wenden.
Adnkronos International (AKI)